55 - Kampfpanzer des Warschauer Paktes in den 60er u. 70er Jahren (2024)

Beschreibung:

Der T-55 war der mittlere Standardpanzer der Streitkräfte der Sowjetarmee sowie ihrer Verbündeten, etwa der NVA der DDR, in den 1960er- und 1970er-Jahren. Er wurde aus dem T-54 entwickelt und den Bedingungen des Gefechts beim Einsatz von Massenvernichtungswaffen in Europa angepasst. Die Motorleistung, die Reichweite und der Kampfsatz (Munitionsvorrat) wurden erhöht sowie der Kampfraum hermetisierbar gemacht. Auffallend war die optimierte geschossabweisende Form von Turm und Wanne sowie das Laufwerk, das durch seine Einfachheit (Drehstabfederung) und Robustheit bestach. Trotz der Modernisierungen wurde viel Wert auf einfache Bedienung, Wartung und Reparaturfähigkeit unter Gefechtsfeld-Bedingungen gelegt.

Die meisten T-55 wurden im Panzer-und Traktorenwerk in Tscheljabinsk hergestellt. Die Wanne bestand aus gewalztem Panzerstahl, die einzelnen Teile wurden elektrisch geschweißt. Der Turm wurde aus Stahl gegossen, nach der Feinbearbeitung erfolgte eine Oberflächenhärtung im Wirbelstromverfahren. Diese Herstellungsmethode erlaubte es, Fangstellen und andere exponierte Flächen zu vermeiden sowie den einzelnen Turmpartien die Materialstärken unterschiedlich zu gestalten. Die gesamte Fertigung war auf effektive und schnelle Massenproduktion in Kriegszeiten ausgelegt.

Die Bewaffnung bestand aus einer vertikal und horizontal stabilisierten Kanone vom Kaliber 100 Millimeter, einem koaxialen MG PKT (7,62 mm) und einem Fla-MG, üblicherweise 12,7 mm DSchK auf der Ladeschützenluke. Die Kanone verschoss patronierte Munition (Splitterspreng, Hohlladung und Unterkaliber). Die Feuergeschwindigkeit betrug etwa 6 Schuss pro Minute. Die Einsatzschussweite im direkten Richten betrug bis 2500 Meter, im zusammengefassten Feuer auf Flächenziele bis etwa 15 km. Mitte der 70er Jahren wurde eine moderne elektronische Feuerleitanlage entwickelt, mit der ältere T55 nachgerüstet wurden. Sie umfasste unter anderem neue Zielgeräte, Feuerleitrechner, Laserentfernungsmesser und einen Lasersensor. Mit der modernisierten Kanone konnten nun neben normalen Granaten auch lasergelenkte Panzerabwehrlenkraketen mit einer Reichweite bis 4000 m verschossen werden.

Eine Neuheit war die Tauchfähigkeit zur Überwindung der auf dem europäischen Kriegsschauplatz häufig zu erwartenden Wasserhindernisse (bis zirka 4,50 Meter Tiefe). Die Vorbereitungszeit für eine Tauchfahrt betrug abhängig vom Ausbildungsstand der Besatzung etwa 1 bis 3 Stunden. Die Orientierung unter Wasser erfolgte über ein Periskop, das gleichzeitig als Schnorchel diente und auf der rechten Ladeschützenseite montiert wurde sowie mit einem Kreiselkompass für den Fahrer. Schwierigkeiten bereitete immer wieder die Abdichtung des Turmdrehkranzes. Zur Bekämpfung von eindringendem Wasser wurde eine Lenzpumpe installiert. Die Besatzung wurde für den Notfall mit Schwimmweste und Tauchretter (RG-UF) ausgerüstet. Eine Unterwasserfahrt war bis zu 1000 Metern möglich. Durch die steigende Kühlwassertemperatur (max. 110 Grad) wegen der unter Wasser eingeschränkten Kühlung bestand allerdings immer die Gefahr einer Motorhavarie. Das UF-Rohr war bei NVA-Panzern am Heck unterhalb der 200-Liter-Fässer angehängt, wenn es nicht gebraucht wurde.

Das Sichtfeld der Besatzung war naturgemäß eingeschränkt. Die einzelnen Sichtfelder überschnitten sich, eine Rundumsicht war also durchaus möglich. Die Beobachtung erfolgte durch standardisierte Winkelspiegel, die auch im Gefecht innerhalb von zwei Minuten leicht ausgewechselt werden konnten. Der Kommandant verfügte außerdem über ein optisches, kombiniertes Beobachtungs- und Zielgerät, mit dem er den Turm (und damit die Kanone) auf ein Ziel richten und auch feuern konnte. Die Treffgenauigkeit war durchaus ausreichend. Der Richtschütze verfügte über ein optisches Zielfernrohr mit zwei Vergrößerungsstufen, ein IR-Nachtzielgerät und einen Winkelspiegel.

Der T-55 war voll nachtkampftauglich. Zu diesem Zweck verfügte er über drei Infrarot-Sichtgeräte, eines für den Fahrer, eines in der Kommandantenkuppel und ein IR-Zielgerät für den Richtschützen. Außerdem konnte die Strichplatte des Tagzielgeräts beleuchtet werden. Die Infrarotgeräte wurden sowohl aktiv (in Verbindung mi IR-Scheinwerfern) als auch passiv benutzt.

Zugang zum Fahrzeug

erhielt man über vier gepanzerte Luken (Fahrer, Ladeschütze, Kommandant, Notausstieg im Boden der Wanne). Beim Fahren mit offener Fahrerluke (hochgestellter Fahrersitz, Fahrersicht wesentlich besser) musste der Turm gezurrt sein, weil er beim Drehen über die Fahrerluke strich und den Kopf des Fahrers gefährdete.

Die Verständigung erfolgte über ein kombiniertes Interkom/Funkgerät mit 4 fest einstellbaren Kanälen. Obwohl es ein Röhrengerät war (später Hybridbauweise), war es doch für seine Zeit außergewöhnlich robust und leistungsstark. Bei Führungsfahrzeugen (ab Kompaniechef aufwärts) wurde ein zweites Funkgerät im Turmheck eingebaut und dafür die Anzahl der mitgeführten Granaten um fünf Stück reduziert.

Zum Schutz der Besatzung wurden einige neuartige Lösungen eingeführt, die sowohl den Kampfraum als auch den Motorraum zuverlässig hermetisieren sollten. Alle Luken besaßen Gummidichtungen, desgleichen der Turmdrehkranz. Bei radioaktiver Verseuchung des Gefechtsfeldes wurden der Kampf- und der Motorraum über einen Lüfter mit selbstreinigender Filterzentrifuge unter Überdruck gesetzt.

Durch die Ausstattung der Kanone mit einem Ejektor (Rauchabsauger) an der Mündung wurden die Pulvergase direkt durch das Rohr nach außen gesaugt. Deshalb konnte der Kommandant den Feuerkampf mit der Kanone und dem PKT fortsetzen. Der Motor wurde mit gefilterter Luft aus dem Kampfraum versorgt. Ausgelöst wurde die Hermetisierung entweder automatisch oder manuell.

Bei chemischem oder biologischem Alarm wurde der Panzer vollständig verschlossen, auch die Kanone. Es konnte nicht mehr geschossen werden. Auch der Lüfter wurde ausgeschaltet und gesichert. Der Motor bekam die Luft auf normalem Weg direkt aus der Umgebung.

Der Dieselmotor wurde bereits im Zweiten Weltkrieg entwickelt und war zuverlässig sowie für ein Gefechtsfahrzeug sparsam. Man erreichte Höchstgeschwindigkeiten von 45 km/h im Gelände und bis 60km/h auf der Straße, wobei diese je nach Herstellerversion variieren konnte. Die Reichweite bei Marschgeschwindigkeit in der Kolonne von 30 km/h betrug 550 bis 650 km.

Sämtliche Steuerungen wurden wahlweise hydraulisch oder mechanisch betätigt. Die Motorleistung stieg im Lauf der Jahre und im Zuge der technischen Entwicklung von ursprünglich 500 PS auf annähernd 800 PS. Zum Anlassen des Motors diente vorzugsweise Druckluft.

Das Laufwerk bestand auf jeder Seite aus fünf Doppel-Laufrollen (mit Vollgummireifen) in Einzelaufhängung, einem Leitrad (vorn) und einem Antriebsrad (hinten). Zwischen erster und zweiter Laufrolle war eine größere Lücke. Das sollte die Wirkung von Minen auf das Fahrwerk vermindern und gleichzeitig Kletter- und Überschreitfähigkeit verbessern. Die Federung erfolgte über Torsionstäbe. Die Gleisketten hatten 91 profilierte Glieder aus Stahlguss mit Metall-Gummigelenken.

Vorgesehen war eine Laufleistung von 3000 Kilometern unter Ausbildungs- und Gefechtsbedingungen bis zur Hauptinstandsetzung von Fahrzeug und Antrieb. In der Praxis wurde diese Vorgabe oft weit überschritten.

Der T-55 wurde im Laufe der Jahre immer wieder modernisiert. Es entstand eine Unzahl an Versionen und Modifikationen, die kaum zu überschauen sind.

Der Panzer wurde in viele Länder exportier und war bei etlichen Kriegen im Einsatz.

Technische Daten

Besatzung 4 Mann

  • Kommandant
  • Fahrer
  • Richtschütze
  • Ladeschütze

Bewaffnung:

(Grundausstattung)

  • 100-mm-Kanone mit Stabilisator: STP-2 „Zyklon“
  • koaxiales 7,62-mm-Maschinengewehr
  • 12,7-mm-Flugabwehr-MG

Masse und Massen

  • Länge: ca. 9,00 m (mit Kanone)
  • Breite: 3,265 m
  • Höhe: 2,30 m (mit Fla-MG 2,8 Meter)
  • Bodenfreiheit: 0,43 m
  • Leermasse: etwa 36 Tonnen
  • Gefechtsmasse: etwa 42 bis 44 Tonnen

Antrieb

  • Motor:Viertakt-Diesel mit Wasserkühlung
  • 12-Zylinder V, 48 Ventile,
  • 33 Liter Hubraum,
  • Gewicht 980kg
  • ca. 520 bis 800 PS
  • Druckluft-Startanlage und/oder kombinierter elektrischer Anlassmotor/Generator

Kraftübertragung

  • 17-Scheibentrockenkupplung
  • Wechselgetriebe 5 Vorwärtsgängen, 1 Rückwärtsgang

Leistungen

  • Höchstgeschwindigkeit: ca. 45 km/h im Gelände, >60 km/h auf der Straße
  • Reichweite: etwa 500 km im Gelände, etwa 600 km auf der Straße
  • Verbrauch: etwa 3 Liter/km im schweren Gelände
  • Kletterfähigkeit: 0,80 m
  • Wattiefe: 1,20 m ohne Vorbereitung / ca. 4,5m tauchfähig mit Vorbereitung
  • Steigfähigkeit: 60°
  • Seitenneigung: 30°

Diese Angaben variieren je nach Baujahr, Entwicklungsstufe und Einsatzland.

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